Managing Uncertainty – Orientierung geben, wenn nichts sicher ist

 

Neulich wurde ich gefragt: „Wie soll ich mein Team durch diese Phase führen, wenn ich selbst nicht weiß, wie es weitergeht?“

 

 

Ich habe kurz geschwiegen. Nicht, weil ich keine Antwort hatte – sondern weil ich diese Frage gut kenne. Denn sie bringt etwas Grundlegendes auf den Punkt: Führung heute bedeutet nicht mehr, alle Antworten zu kennen. Es bedeutet, einen Raum zu schaffen, in dem Menschen auch ohne Antworten handlungsfähig bleiben. Und in dem die eigene Führungsrolle nicht infrage gestellt wird, auch wenn man Unsicherheit zeigt.

 

Wir leben in einer Zeit, in der Sicherheiten bröckeln und Planbarkeit an ihre Grenzen stößt. Strategien, die gestern noch funktioniert haben, wirken heute kraftlos. Teams sind müde von ständigen Veränderungen. Und selbst starke Persönlichkeiten fühlen sich zunehmend wie Kapitäne auf unruhiger See – mit wenig Sicht und viel Verantwortung. In diesem Umfeld stoßen traditionelle Führungsmodelle an ihre Grenzen. Kontrolle, Detailsteuerung oder das Streben nach Perfektion bieten keine Sicherheit mehr – sie schaffen eher Reibung. Was stattdessen gefragt ist: ein neuer Umgang mit Unsicherheit.

 

In dieser neuen Realität ist es nicht das Fachwissen, das Führung ausmacht. Es ist Haltung. Es ist Präsenz. Es ist Klarheit im Umgang mit Unklarheit. Führung ist in diesen Momenten nicht spektakulär. Sie ist leise und oft unbequem. Aber genau da entfaltet sie ihre größte Kraft. 

 

Führungskräfte brauchen andere (oder zusätzliche) Kompetenzen als in stabilen Zeiten. Wir müssen weiterhin Entscheidungen treffen, auch wenn wichtige Informationen fehlen und müssen transparent machen, auf welcher Basis wir entschieden haben. Das heißt, unsere Klarheit im Umgang mit dem Nicht-Wissen ist ein wichtiges Element.

 

Weiters ist es wichtig, dass wir dafür sorgen, dass im Team eine Atmosphäre entsteht, in der Fragen, Zweifel und neue Ideen willkommen sind, wir müssen also dafür sorgen, dass die psychologische Sicherheit im Team gestärkt wird.

 

Zuletzt bin ich davon überzeugt, dass die eigene innere Stabilität eine Schlüsselressource ist. Wer sich selbst gut „im Griff hat“, ist besser in der Lage, andere durch schwierige Zeiten zu begleiten.

 

Gute Führung ist heute mehr denn je:

·       transparent, auch wenn es schwerfällt: „Ich habe selbst noch keine Antwort, aber ich halte euch so gut es geht auf dem Laufenden.“

·       klar in der Haltung: „Was auch passiert – unser Umgang miteinander bleibt respektvoll und lösungsorientiert. Wir sind alle im selben Boot.“

·       mutig in Entscheidungen: auch wenn sie nur zu 70% abgesichert sind.

 

Menschen folgen nicht Positionen. Sie folgen langfristig Menschen, die Haltung zeigen – auch wenn der Weg ungewiss ist.

 

Hier noch drei Reflexionsfragen, die für Führungskräfte in Zeiten großer Unsicherheit hilfreich sein können:

  1. Wofür will ich heute im Team Orientierung schaffen – auch wenn ich nicht alle Antworten habe?
  2. Was hilft mir selbst, in der Unsicherheit zentriert zu bleiben?
  3. Wie kann ich Vertrauen im Team fördern?

 

Führen in unsicheren Zeiten bedeutet also, einen stabilen Rahmen für sich und das Team zu schaffen, in dem Orientierung, Zusammenarbeit und Vertrauen möglich bleiben, auch ohne vollständige Klarheit.

 

 

 

„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

(A. Einstein)

 

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