Der Zusammenhang zwischen Leistung und Erholung im Sport ist einfach faszinierend!

 

Man stelle sich vor, wir könnten unsere Muskeln endlos quälen, ohne dass sie jemals ermüden. Schmerzen? Das ist nur ein Zeichen von Schwäche, richtig? Warum sollten wir uns Zeit nehmen, um unsere Muskeln zu reparieren, wenn wir sie doch einfach weiter ausquetschen können? Schließlich wachsen sie doch im Schlaf, nicht wahr?

 

Und wer braucht schon einen klaren Kopf? Mentale Erschöpfung ist doch nur eine Einbildung. Wir sollten unsere Gedanken einfach weiterhin mit anstrengenden Trainingseinheiten belasten, denn Konzentration ist überbewertet. Und Motivation? Ach, die kommt schon, wenn man nur hart genug schuftet.

 

Natürlich ist es auch völlig überbewertet, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Unsere Körper sind schließlich Maschinen, die mit Junk Food genauso gut funktionieren, wie mit nährstoffreichen Lebensmitteln. Vitamine, Proteine, Mineralstoffe? Wer braucht das schon, wenn man genügend Energy Drinks trinkt? Also vergesst die Erholung, die Regeneration und all diesen Quatsch! Gebt Vollgas, bis ihr umkippt! Denn wer braucht schon einen gesunden Körper und Geist, wenn man dafür ein paar Meisterschaften gewinnen kann? Leistung ohne Erholung ist doch der wahre Weg zum Erfolg! *Ironie off*

 

Wenn es um sportliche Leistungen geht, ist jedem klar, dass dies völliger Unsinn ist. Erholungsphasen sind mindestens genauso wichtig wie Belastungsphasen, um den Körper langfristig auf ein höheres Anstrengungsniveau zu gewöhnen, Muskeln, Bänder uns Sehnen zu stärken und uns vor Verletzungen zu schützen. Wenn es allerdings um denselben Zusammenhang zwischen Leistung und Erholung im beruflichen Kontext geht, scheint dieser für viele nicht so klar zu sein. 

 

Wie gesund kann es sein, keine Wochenenden mehr zu haben? Wer braucht schon Zeit für Hobbys, Freunde und Familie? Wieso sollten wir uns Zeit nehmen, uns zu erholen, wenn wir doch stattdessen mehr Kaffee trinken können? Koffein hält uns auf Trab, egal wie müde oder ausgelaugt wir uns fühlen. Wieso sollten wir uns um gesunden Schlaf kümmern, wenn wir dafür To-do-Listen abarbeiten können? Und Pausen? Nichts als sinnlose Unterbrechungen, die uns ablenken. Wir haben Deadlines einzuhalten. Wer braucht denn frische Luft und Bewegung? Besser ist es in die Arbeit zu versinken, bis wir vergessen, wie die Außenwelt überhaupt aussieht. Ignoriert das lästige Bedürfnis nach Ruhe, gebt Vollgas – und zwar immer!

 

Hoch die Kaffeetassen auf die Statussymbole Stress, Erschöpfung und Augenringe!

 

Ich gebe zu, etwas viel Ironie heute, aber ich bin sicher, dass das Thema noch immer nicht die Aufmerksamkeit hat, die es verdient:

Eine Studie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2019 ergab, dass jeder fünfte (!) Arbeitnehmer in Deutschland von Burnout-Symptomen betroffen ist. Laut dem DAK-Gesundheitsreport 2020 waren psychische Erkrankungen, zu denen auch Stress und Erschöpfung gehören, die dritthäufigste Ursache für Krankschreibungen in Deutschland. Etwa 20 % der erwerbstätigen Deutschen gaben an, in den vorangegangenen 12 Monaten unter starken psychischen Belastungen zu leiden.

 

So wie wir für Sport und Freizeit nur einen Körper haben, so haben wir auch für die Arbeit nur diesen einen.

Erholungsphasen im Job sind unerlässlich, um die körperliche und geistige Gesundheit zu erhalten, Konzentration und Kreativität zu fördern - und schließlich auch, produktiv zu bleiben.

 

Die anstehende Urlaubszeit wäre mal wieder eine gute Gelegenheit

• zu tanzen (vielleicht im warmen Sand)
• zu schwimmen (in klaren Seen oder im azurblauen Meer)
• ausgiebig zu schlafen (und sich an seine Träume zu erinnern)
• zu lachen (vielleicht auch wieder mal über sich selbst)
• sich nach dem Aufwachen auf den neuen Tag zu freuen
• u.v.a.m

  

 

In diesem Sinne – erhol dich gut…