Führungskräften sagt man ja einiges nach - Angst zu haben gehört aber eher nicht zu den Attributen, die wir Managern zuschreiben. Doch jeder von uns hat Ängste, je nach Kontext und Lebensbereich beschäftigen uns unterschiedliche Dinge. Menschen haben Angst aus verschiedenen Gründen. Angst ist eine ganz natürliche Reaktion auf Bedrohungen und Gefahren, und sie dient als Schutzmechanismus, der uns hilft, uns vor potenziell schädlichen Situationen zu schützen.
In der heutigen Geschäftswelt ist es üblich, dass Führungskräfte ihre Ängste und Unsicherheiten nicht offen zugeben oder diskutieren. Angst gilt als Tabu und wird häufig als Schwäche betrachtet, insbesondere in einer Position, in der man als selbstbewusst und entscheidungsstark angesehen werden möchte.
Wie sieht das Thema Angst also im Kontext des Arbeitslebens als Führungskraft aus? Haben diese verantwortungsvollen Frauen und Männer in ihren oft machtvollen Positionen auch Ängste? Spoiler: es sind nur Menschen...
Es gibt verschiedene Studien, die sich mit Ängsten von Führungskräften beschäftigen. Hier einige Beispiele für die größten Ängste von Managern:
Zuallererst ist die Angst vor dem Scheitern und vor Misserfolg zu nennen (KPMG, 2016). Diese Angst bezieht sich darauf, dass sie ihre Ziele nicht erreichen, nicht in der Lage sind, ihr Unternehmen oder ihr Team erfolgreich zu führen oder ihre Position zu verlieren. Menschen, die Verantwortung tragen, haben natürlich die Angst, dass ihre Entscheidungen zu Fehlern oder Misserfolgen führen können. Sie sind verantwortlich für das Ergebnis des Teams oder des Unternehmens-(bereiches) und sind besorgt über die Folgen von Fehlern.
Auch das Thema Mitarbeiterführung ist ein wesentlicher Bereich, der für viele mit Ängsten verbunden ist: Ein großer Teil der Führungskräfte hat Angst davor, nicht in der Lage zu sein, ihre Mitarbeiter effektiv zu führen. 68% haben Sorge, ihre Mitarbeiter nicht halten bzw. motivieren zu können. (Harvard Business Review, 2018).
Unsicherheit: Führungskräfte können auch Angst vor Unsicherheit haben, insbesondere wenn es um die Zukunft ihres Unternehmens oder ihrer Branche geht. Eine Studie von McKinsey & Company aus dem Jahr 2017 hat ergeben, dass 45% der Führungskräfte Angst vor Unsicherheit und Veränderungen in der Geschäftswelt haben. Sie sind oft unsicher, wie sie mit unvorhergesehenen Ereignissen umgehen sollen. Sie spüren die Anforderung, Entscheidungen zu treffen und Risiken einzuschätzen, ohne alle Einflussfaktoren zu kennen. Im schlimmsten Fall könnte die Veränderung sogar ihre eigene Position im Unternehmen beeinflussen – sie müssen sich anpassen und Innovationen fördern, bleiben aber zum Teil unklar über die wirklichen Folgen.
Konflikte: Für viele Führungskräfte ist die Angst vor Konflikten innerhalb ihres Teams oder mit anderen Unternehmen oder Behörden ein großes Thema. Eine Studie von Harvard Business Review aus dem Jahr 2018 hat ergeben, dass 53% der Führungskräfte Schwierigkeiten haben, Konflikte zu bewältigen oder zu lösen. Gerade Veränderungen führen meistens zu Konflikten – unterschiedliche Mitarbeitergruppen oder Abteilungen haben unterschiedliche Haltungen über die Natur, die Sinnhaftigkeit oder die Geschwindigkeit der Veränderung. Solche Konflikte können Effekte auf die Motivation oder die Leistung von Teams haben. Die Rolle der Führungskraft ist hier zentral.
Hinzu kommt die ganz banale Befürchtung, nicht wirklich alles im Griff zu haben. Größere Veränderungen sind nicht allein zu bewältigen. Führungsverantwortliche müssen Delegieren, Verantwortung abgeben und Vertrauen entwickeln. Daraus entsteht häufig eine Angst vor dem Verlust von Kontrolle.
In der Tat ist Angst also eine natürliche und normale Reaktion auf Stress und Unsicherheit. Jeder Mensch kann und wird von Zeit zu Zeit Ängste empfinden. Leider wird als erfolgreiche Strategie gegen Angst zu häufig noch das Verdrängen empfohlen. Einfach wegdenken, wegatmen, oder was? Wie das funktionieren soll, hat sich mir noch nicht erschlossen. Denn Wenn Ängste ignoriert oder unterdrückt werden, können sie sich verschlimmern und zu langfristigen Problemen führen - von Konzentrationsstörungen bis zu Depressionen.
Der bessere Weg ist also ohne Zweifel, sich mit diesen Ängsten oder Befürchtungen auseinanderzusetzen, seine eigenen verwundbaren Punkte zu kennen und sich individuelle Strategien zurechtzulegen, damit umzugehen. Wir sollten uns bewusst machen, dass Ängste normal sind und jeder Mensch sie hat: Angst zu haben, gehört zum Mensch-sein, wie Hunger, Durst oder Müdigkeit. Wir sollten also keine Angst vor der Angst haben - eine der ältesten Emotionen der Menschheit.
Der Umgang mit Angst ist im Führungskontext von großer Bedeutung und ein kraftvolles Coaching-Thema. Es gibt zahlreiche Wege, wie Ängste im Coaching bearbeitet werden können. Angst kann also ein guter Einstieg sein, um sich persönlich ein großes Stück weiter zu entwickeln.
"Everything you want is on the other side of fear." (Jack Canfield)
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