Wo ich bin und was ich mache, ist zum überwiegenden Teil das Resultat aus Entscheidungen, die ich selbst in der Vergangenheit getroffen habe (Read That again). Die Ausbildung, die ich gemacht habe, der Job, auf den ich mich beworben habe, den Partner, den ich mir ausgesucht habe, usw. Das sind große, aber auch kleine Entscheidungen.
Stehe ich jeden Morgen auf oder bleibe ich liegen. Klingt banal, ist aber eine Entscheidung, die wir jeden Tag aufs Neue treffen. Denn es gibt niemanden, der uns zwingt. Trotzdem freuen sich die meisten (eine Befragung zeigt, dass mehr als 50% der Beschäftigten ungern zur Arbeit geht) am Montag schon wieder auf den Freitag, weil die Arbeitswoche dann endlich zu Ende ist.
Warum tue ich also, was ich tue? Etwa beruflich. Warum bin ich Coach geworden? Warum begleite ich Menschen in herausfordernden beruflichen Situationen? Warum schreibe ich einen Blog über Themen, die mich bewegen? Warum konzipiere ich Workshops und Trainings? Warum mache ich das? Ich könnte mein Geld auch anders verdienen. Wahrscheinlich sogar mehr. Das, was ich tue, hat für mich sehr viel mit meinen elementarsten persönlichen Werten zu tun: Lebensfreude und Selbstbestimmtheit.
Ich möchte Freude haben an dem, was ich mache und ich möchte so viel als möglich selbst bestimmen können: mit wem ich arbeiten will, in welche Themenfelder ich mich einarbeiten möchte und letztlich, wie und womit ich mein Geld verdiene.
Natürlich ist mir klar, dass ich nicht alles selbst bestimmen kann. Ich werde wohl keine Opernsängerin mehr werden und zum Leinwandstar wird es wohl auch nicht mehr reichen. Sehr unwahrscheinlich! Aber man könnte es auch so betrachten: unmöglich sind sehr wenige Dinge. Für vieles ist aber der Preis, den ich dafür im Sinne von Anstrengung, Überwindung, Zeit und Konsequenzen bezahlen müsste, sehr hoch.
Dennoch gibt es bei uns allen so viel, was wir selbst entscheiden und bestimmen können. Ich sehe häufig Menschen, die in privaten oder beruflichen Situationen verharren, die sie gar nicht wollen. Sie ändern ihre Situation nicht, aus verschiedenen Gründen – letztlich aber immer, weil ihnen der Preis, den sie für eine Veränderung zahlen müssen, zu hoch ist. So leben sie weiter, nicht selbstbestimmt, sondern bestimmt von Angst, von Bequemlichkeit oder von oberflächlicher Harmonie mit ihrer Umwelt.
Es gibt selbstverständlich schwierige oder schmerzliche Situationen, die unveränderlich sind. Wenn man jemanden verliert, der für einen wichtig war oder Vertrauen verletzt wurde, kann man letztlich nur lernen, damit umzugehen. Mir geht es um diese Herausforderungen, wo Menschen sehr unzufrieden sind, mit dem Job, mit Beziehungen, mit der Wohnsituation, etc. Situationen, in denen man ähnliche Sätze hört wie:
- Ich kann aber nicht kündigen. Wohin sollte ich denn sonst? Ich bin jetzt schon so lange dabei und außerdem fahre ich nur 15 Minuten ins Büro.
- Ich kann ihn nicht verlassen. Wir sind schon so lange zusammen und wir hatten ja auch mal gute Zeiten. Was würden unsere Freunde sagen?
- Wir haben die Karten doch bezahlt. Jetzt sehen wir uns den blöden Film auch zu Ende an.
Wir alle kennen diese Art von Unterhaltung. Alles ist total unzufriedenstellend und blöd, aber leider geht es nicht anders. Und für all diese Entscheidungen, am Status Quo nichts zu ändern, gibt es immer gute Gründe. Oft sind das aber nicht mehr als Geschichten, die wir uns selbst erzählen, um nichts verändern zu müssen. Oft gehen wir den wirklichen Themen nicht auf den Grund, wollen uns der Angst, der Bequemlichkeit oder den wahren Ursachen des Bewahren-Wollens nicht stellen. Möchten vielleicht auch Konflikte vermeiden oder erwarten, jemanden zu enttäuschen, wenn wir so leben, wie wir es wirklich möchten.
In der Tat können wir manchmal nichts verändern – aber oft, viel öfter als wir glauben, können wir etwas bewegen, einen Schritt machen und eine Entscheidung treffen. Auf der einen Seite ist da also das Unbehagen, das Unglücklich-Sein, das Gefühl, Chancen zu verpassen. Auf der anderen Seite, da ist nur eines: die Angst.
- Die Angst, dass ich einen Fehler mache.
- Die Angst, dass ich eine falsche Entscheidung treffe.
- Die Angst vor dem möglichen Scheitern.
- Die Angst vor dem, was die anderen sagen, usw.
Und all diese Ängste machen uns träge, bringen uns dazu, uns selbst Geschichten zu erzählen und dazu, uns nicht zu entfalten. Der Preis im Sinne von Anstrengung, Überwindung, Zeit und Konsequenzen, den wir dann bereit sein müssten zu bezahlen, ist vielleicht,
- uns all diesen Ängsten zu stellen und sie zu überwinden,
- unangenehme Gespräche zu führen,
- bei jemanden um Hilfe zu bitten und
- eine gute Lösung zu finden, um uns nicht schuldig zu fühlen.
Die Prämie, die wir dafür bekommen können ist ein selbstbestimmtes Leben und ein aufrichtiger Blick in den Spiegel – und das Gefühl, die Gitterstäbe seiner eigenen Komfortzone ein Stück weiter nach außen geschoben zu haben.
Man sollte sich also nicht immer selbst glauben, wenn man sagt „Ich kann ja nicht, weil…“. Selbstbestimmung ist wichtig. Dafür müssen wir aber lernen, mit unseren Ängsten und mit unserer Trägheit besser umzugehen. Und mehr Vertrauen in uns selbst zu haben.
Denn eines ist klar: da wo wir sind, da wollen wir vermutlich auch sein, sonst hätten wir doch schon längst etwas verändert…
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Hanna (Dienstag, 22 November 2022 12:03)
Sehe ich auch so. Für viele ist jammern einfacher, als etwas zu ändern.